Was ist Lipödem?

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Lipödem ist eine Erkrankung, die fast ausschließlich Frauen betrifft und durch eine symmetrische Fettansammlung in bestimmten Körperbereichen gekennzeichnet ist. Besonders an den Beinen, Hüften und seltener an den Armen sammelt sich überschüssiges Fett an. Zusätzlich kommt es zu Schwellungen im Fettgewebe, die im Laufe der Zeit Schmerzen und Druckempfindlichkeit verursachen können. Lipödem bildet sich nicht von selbst zurück, und leider gibt es keine bekannte wirksame medikamentöse Behandlung. Viele Betroffene wissen nicht, dass sie an Lipödem leiden, und verwechseln es mit Cellulite oder Adipositas. Dies führt häufig zu einer verzögerten Diagnose und Behandlung.

Symptome von Lipödem

Die Symptome variieren je nach Krankheitsstadium und -verlauf, doch allgemein treten folgende Anzeichen auf:

  1. Symmetrische Fettansammlung: Lipödem zeigt sich durch eine übermäßige Fettablagerung in bestimmten Bereichen. Am häufigsten sind die Beine, Hüften und gelegentlich die Arme betroffen, während der Oberkörper meist unverändert bleibt.
  2. Schmerzen und Empfindlichkeit: In den betroffenen Regionen treten Druckempfindlichkeit und Schmerzen auf, die sich besonders bei Berührung verstärken können.
  3. Ödeme: Neben dem Fettgewebe kann sich Flüssigkeit ansammeln, was zu Schwellungen führt. Diese nehmen besonders abends zu und lassen die Beine voluminöser erscheinen.
  4. Hautveränderungen: Die Haut kann uneben wirken und Dellen oder wellige Strukturen aufweisen, die Cellulite ähneln.
  5. Fortschreitende Beschwerden: Ohne Behandlung schreitet Lipödem weiter voran, was zu stärkeren Deformierungen und Bewegungseinschränkungen im Alltag führen kann.

Ursachen von Lipödem

Genetische und hormonelle Faktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Lipödem. Obwohl die genaue Pathophysiologie noch nicht vollständig geklärt ist, gibt es Hinweise darauf, dass Ernährungsgewohnheiten, hormonhaltige Lebensmittel, mikrobiologische Einflüsse und der Lebensstil ebenfalls zur Verbreitung der Erkrankung beitragen können. Wissenschaftliche Studien sind jedoch erforderlich, um diese Zusammenhänge eindeutig zu belegen.

  1. Genetische Faktoren: Lipödem wird als erblich bedingte Erkrankung angesehen. Wenn in der Familie bereits Fälle von Lipödem aufgetreten sind, ist das Risiko für eine Erkrankung deutlich erhöht.
  2. Hormonelle Veränderungen: Hormonelle Schwankungen spielen eine große Rolle bei der Entstehung von Lipödem. Besonders in Phasen wie Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause kann die Erkrankung verstärkt auftreten. Das weibliche Hormon Östrogen fördert die Fettansammlung in bestimmten Körperbereichen.
  3. Störungen des Lymphsystems: Da Lipödem häufig mit Schwellungen einhergeht, könnte das Lymphsystem beeinträchtigt sein. Eine gestörte Lymphzirkulation kann zu Flüssigkeitsansammlungen und Ödemen führen.
  4. Übergewicht oder Adipositas: Obwohl Lipödem oft bei übergewichtigen Menschen auftritt, sind Adipositas und Lipödem zwei unterschiedliche Erkrankungen. Während Adipositas eine allgemeine Fettansammlung beschreibt, konzentriert sich das Fett bei Lipödem auf bestimmte Bereiche, verursacht Schmerzen und geht mit Ödemen einher.

Diagnose von Lipödem

Die Diagnose wird anhand der Krankengeschichte und einer körperlichen Untersuchung gestellt. Es gibt keinen spezifischen Labortest oder Bildgebungsverfahren zur eindeutigen Identifizierung von Lipödem. Charakteristisch ist eine symmetrische Fettvermehrung in den unteren Körperregionen, die von einem erfahrenen Arzt erkannt werden kann.

Stadien des Lipödems

Lipödem ist eine fortschreitende Erkrankung, die in verschiedene Stadien unterteilt wird:

  • Stadium 1 – Frühes Stadium: Die Hautoberfläche ist noch glatt oder leicht uneben. Das Fettgewebe beginnt sich unregelmäßig zu verteilen, doch sichtbare Deformitäten sind noch nicht erkennbar. Schwellungen nehmen im Tagesverlauf zu, bilden sich jedoch in Ruhephasen zurück.
  • Stadium 2 – Veränderungen im Gewebe: Die Haut wirkt weicher, wellig und uneben. Im Fettgewebe können Verhärtungen und kleine Knoten tastbar sein. Blutergüsse treten leichter auf, und das Gewebe wird empfindlicher.
  • Stadium 3 – Deutliche Fettansammlung und Verformung: Fettablagerungen werden ausgeprägter, und die Hautstruktur zeigt stärkere Unebenheiten. Beine und Arme verdicken sich, und größere Fettansammlungen können sich bilden. Die Beweglichkeit nimmt ab, während das Gewebe verhärtet und schmerzempfindlicher wird.
  • Stadium 4 – Fortgeschrittenes Lipödem mit Lymphödem: In diesem Stadium entwickelt sich zusätzlich ein Lymphödem, das zu schweren Gewebeveränderungen führt. Beine und Arme werden extrem schwer, hart und unbeweglich. Eine Behandlung wird komplizierter.

Behandlungsmöglichkeiten für Lipödem

Eine vollständige Heilung des Lipödems ist nicht möglich. Allerdings gibt es verschiedene Maßnahmen, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern:

  1. Ernährung und Bewegung:
    • Gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung können das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Allerdings ist es für Lipödem-Betroffene sehr schwierig, durch Diät oder Sport abzunehmen, da das erkrankte Fettgewebe resistent gegen Abbau ist.
    • Sanfte Ausdauersportarten wie Gehen oder Schwimmen können helfen, Schwellungen zu reduzieren.
  2. Kompressionstherapie:
    • Spezielle Kompressionskleidung wie Strümpfe oder Bandagen kann Schwellungen entgegenwirken und die Ansammlung von Flüssigkeit verhindern.
  3. Lymphdrainage:
    • Eine manuelle Lymphdrainage fördert den Abfluss von Flüssigkeit und kann vorübergehend Schwellungen sowie Schmerzen lindern. Sie stellt jedoch keine dauerhafte Lösung dar.
  4. Medikamentöse Therapie:
    • Es gibt keine spezifischen Medikamente gegen Lipödem. Entwässerungsmittel oder Schmerzmittel können bei Bedarf eingesetzt werden.
  5. Liposuktion (Fettabsaugung):
    • In mittleren bis fortgeschrittenen Stadien kann eine Fettabsaugung notwendig sein, um die krankhaften Fettablagerungen zu entfernen. Diese Methode lindert die Beschwerden, heilt die Erkrankung jedoch nicht vollständig.

Die Power-Assisted Liposuction (PAL) gilt derzeit als effektivste Behandlungsmethode. Hierbei werden spezielle medizinische Geräte verwendet, um Fett effizienter zu entfernen. Dies verkürzt die OP-Dauer, minimiert Blutverluste und fördert die Hautstraffung. Plastische Chirurgen wählen je nach Erfahrung und individuellen Patientenbedürfnissen unterschiedliche Techniken.

Liposuktion kann in allen Stadien durchgeführt werden. In frühen Stadien hilft sie, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Hautdeformitäten zu verhindern. Bei fortgeschrittenem Lipödem sollte eine aggressive Fettabsaugung erfolgen, wobei pro Eingriff maximal 10 % des Körpergewichts entfernt werden sollten. Falls größere Mengen Fett entfernt werden müssen, sind mehrere Sitzungen empfehlenswert, um Komplikationen zu vermeiden.

Nach einer Liposuktion kann überschüssige Haut erschlaffen. In solchen Fällen kann eine Hautstraffung (z. B. an Armen oder Beinen) gleichzeitig oder nach der Fettabsaugung erfolgen. In frühen Stadien ist eine Hautstraffung oft nicht notwendig.

Eine Lipödem-Operation dauert je nach Schweregrad zwischen 2 und 6 Stunden. Patienten bleiben in der Regel 1–2 Nächte im Krankenhaus. Kompressionskleidung sollte für mindestens zwei Monate getragen werden. Ergänzend können eine gesunde Ernährung und Lymphdrainagen empfohlen werden.

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Doç. Dr. Burhan Özalp
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